Archiv der Kategorie: Solisten

Anstatt einer Overtüre

Eine eigene Overtüre (Vorspiel) gibt es dieses Mal nicht. Es beginnt gleich mit Mendel Singer (Rafael Bruck, Bariton) im Kreise seiner Schüler. Die Erzählerkinder berichten von seiner – nicht gerade überwältigenden – Persönlichkeit und wie die Hungersnot auch seine Familie in Schwierigkeiten brachte. Dazu gibt es diesen ziemlich düsteren Kanon aus der 1. Sinfonie von Gustav Mahler.

Landung der Ausserirdischen?

Für den Lehrer Mendel Singer hätten es auch die Ausserirdischen sein können: Eben ist er noch in eine beschauliche, wenn auch langweilige, Bibelstunde versunken, da kommt so ein merkwürdiges Wesen daher, trällert einen idiotischen Gassenhauer („I´ve bought me a cat“) und ist auch noch sonst richtig gut drauf. Mendel Singer ist entsetzt, seine Teenager-Tochter Mirjam (Julia) ist begeistert und singt mit. Dann stellt sich heraus, dass dieser seltsame Herr einen Brief aus Amerika dabei hat.

Szenen einer verzweifelten Familie

Die Mutter besorgt, der Vater völlig überfordert, die Kinder ziemlich angefressen und gemein. Der Doktor (Sara) diagnostiziert Epilepsie, der Rabbi (auch Sara, ruckzuck umgezogen) ermahnt den Vater „Verlass deinen Sohn nicht“ und die Geschwister versuchen ihren Bruder umzubringen. Beleuchtung und Kostüme vermitteln ein stimmiges und stimmungsvolles Bild.

Mac bringt Post aus Amerika!

Mendel Singer (Rafael Bruck) erhält von seinem Sohn Schemarjah Post, die den sturen Mann wieder in totale Verwirrung bringt: Wieso heisst sein Sohn jetzt Sam? Warum ist Mac kein Jude? Und überhaupt Amerika!!!  Kapturak (Sara) erklärt Mendel, dass es bald Krieg geben wird und Mendel sich gefälligst etwas überlegen muss und seine Tochter Mirjam (Julia) wird langsam rebellisch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Familienzusammenführung und Schlussworte

Menuchim kommt als grosser Tänzer mit Mirjam nach New York und ist mit seiner Familie wieder vereint. Erster Auftritt: Damiaan Veens (Menuchim). Danach Schlusschor „Shall we gather at the river“ und ermahnende und aufmunternde Worte für die nächste Woche von Sheldon Baxter (auf Englisch) und Alexander Radulescu (auf Deutsch, sehr deutliche Worte).

Doktor und Rabbi

Der Doktor (Sara) untersucht Menuhim und diagnostiziert Epilepsie. Er bietet an, Menuhim ins Sanatorium mitzunehmen, was Mendel Singer empört ablehnt – die Argumente hört man im Video.  Anschliessend lassen sich die Eltern vom Rabbi (auch Sara, wie sie mir erzählt hat, hat sie bei der Aufführung 30 Sekunden Zeit, sich umzuziehen) beraten, der den Eltern erklärt, dass ihr Sohn zwar nie wird sprechen können, sonst aber gesund werden wird. Und er ermahnt sie sehr nachdrücklich, ihren Sohn nicht zu verlassen. Der Kinderchor im Hintergrund raunt: „Verlass deinen Sohn nicht“.

Learning english

Familie Mendel lernt die ersten Brocken englischer Sprache – Vater, Mutter usw. und werden dabei von Sam energisch unterstützt und schließlich auch von einer Menge New Yorker nach jeder Vokabel überschwänglich gelobt:

Very good answer, you’ll soon be’n American chap!

Ich kann mich erinnern, dass mir das mit den Vokabeln schwerer gefallen ist und ich auch nie so tolles Lob bekommen habe. Und was „Chap“ ist, musste ich nachschlagen: Bursche, Freund, Typ.

Proben: Dialog Deborah/Kapturak

Nach ihrem Alptraum versucht Deborah, ihre Söhne vom Militärdienst fern zuhalten. Sie wendet sich an Kapturak – heute würde man sagen, ein professioneller Schleuser oder Fluchthelfer. Sara Scheibel (Oberstufe, GSO) verkörpert ihn  in all seiner Eingebildetheit, scheinheiligem Mitleid und kalter Geldgier. Deborah wird dargestellt und gesungen von Julie Comparini.

Fotos: Kira und Rebekka