Interview Klaus Heidemann (Fortsetzung)

Warum spielst du bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen? Hat das einen bestimmten Grund? Ja, das hat den Grund, dass ich das Orchester vor 35 Jahren mit gegründet habe. Wir haben dieses Orchester, was ja aus der Jungen Deutsche Philharmonie entstanden ist, mit mehreren Kommilitonen gegründet, um einen eigenen Weg zu gehen. Wir wollten nicht in ein professionelles Beamtenorchester. Das Modell der Kammerphilharmonie hat sich ja bis heute bewährt!

Viele reden davon, dass eine bestimmte Stimmung in dem Orchester herrscht. Stimmt das? Ja! Die Stimmung im Orchester ist aber sehr schwer zu beschreiben. Ich würde sagen, dass wir sehr offen und neugierig sind, obwohl wir inzwischen alle schon ein bisschen älter sind. Wir sind bereit, vieles auszuprobieren, und das allermeist besondere ist, dass wir bei Konzerten immer alle gemeinsam an einem Strang ziehen!

Ich springe so ein bisschen weiter in den Themen, aber habe schon früh gemerkt, dass Klaus sehr offen und ausführlich erzählt!

Wie viel übst du als Musiker pro Tag? Oh, das ist sehr, sehr unterschiedlich! Das hängt davon ab, was für Aufgaben anstehen. Wenn ich zum Beispiel Konzerte habe, mit den Studenten mit denen ich arbeite, wo ich schwere Stücke spiele, dann versuche ich am Klavier eine und eine halbe Stunde täglich zu üben. Wenn das nicht anliegt, übe ich auch mal nicht! Es ist auch wichtig, ein paar Tage ohne Musik zu haben.

Generell übe ich nicht mehr als andere, die nur ein Instrument spielen. Welches Instrument ich übe, hängt davon ab, was für das Stück gefordert ist. Wenn wir zum Beispiel mit der Kammerphilharmonie Musik aus dem 20 Jahrhundert spielen, was nicht so in der Hand liegt, braucht das einfach auch Zeit und die muss man dann finden.

Bratsche oder klavier, was bringt mehr Spaß? Das bin ich schon oft gefragt worden und habe aber noch nie eine befriedigende Antwort darauf gefunden. Ich rede mich dann meistens so raus; dass, das was ich in dem Moment mache, macht am meisten spaß!

Bist du immer noch nervös bei Konzerten? Manchmal schon, das bleibt eigentlich doch das ganze Leben lang. Wenn etwas besonders schwer ist und man zum Beispiel nicht hundert prozentig sicher ist, dass man das auch schafft, dann kommt immer Nervosität oder Lampenfieber. Im Orchester so gut wie nie, da fällt es, wenn man nicht an einer exponierten Position sitzt, nicht so auf, wenn man mal einen Fehler spielt oder auch mal was weg lässt! Das Lampenfieber wird mehr, wenn ich solistisch oder als Duo Klavier spiele.

Hast du einen Lieblings Dirigenten oder Dirigentin? Ja, ich spiele schon sehr gerne mit unserem Paavo Järvi zusammen und bin auch froh dass er oft, vier bis fünf mal im Jahr, bei uns ist. Also ihn würde ich mal als meinen Lieblingsdirigenten deklarieren!

Es ist schon beeindruckend, dass man als guter und erfahrener Musiker immer noch danach strebt, besser und besser zu werden. Dass Klaus es bis heute schafft, zwei Instrumente gut zu spielen finde ich enorm, obwohl es sehr zeitaufwendig ist.

Was wirst du bei der nächsten Stadtteil-Oper, Sehnsucht nach Isfahan, machen? Bei Sehnsucht nach Isfahan werde ich im Vorfeld bei der Erarbeitung des musikalischen Teils mitwirken. Ich werde mit den Leuten, die Chorpartien übernehmen, üben und werde auch wahrscheinlich Klavier bei den szenische Proben spielen. In der Produktionswoche, wo die Aufführungen sind, werde ich im Orchester Bratsche mitspielen!

Wie findest du das Thema für die nächste Stadtteil-Oper? Das Thema finde ich sehr spannend, weil es den Bogen zum Nahen Osten schlägt. Es ist kein einfaches Thema und ich finde die Lösung mit der historischen Figur Avicenna oder Ibn Sina ideal! Man kann heutzutage nicht politisch Stellung beziehen, das ist zu komplex und auch leider ein bisschen gefährlich. Mit der Stadtteil-Oper glaube ich, dass wir auf dem richtigen weg sind, das Thema finde ich klasse!

Was gefällt dir bei den Stadtteil-Opern generell? Bei Stadtteil-Opern gefällt mir die Tatsache, dass wir mit allen Beteiligten bei den Aufführungen immer im Zelt, wo es aufgeführt wird, zusammen sind. Vor allen Dingen letztes Jahr, wo das Wetter unglaublich schlecht war, das trotzdem mit viel Idealismus durch zu ziehen! Die Aufführung drohte ja ins Wasser zu fallen, da musste noch ein Technischer Helfer kommen, um Regenwasser abzupumpen, damit alles überhaupt statt finden konnte. Mütter von Schulkindern waren auch dort und haben uns vor und nach der Aufführung ganz lieb Stullen geschmiert.

Ich war von der ganzen Zeit so bewegt und angerührt, dass ich am nächsten Morgen, es war ein freier Tag, mit der Bahn nochmal zum Zelt gefahren bin, um alles nochmal zu sehen.

Dass alle dafür arbeiten, dass die Stadtteil-Oper Wirklichkeit wird ist sehr beglückend, wenn es dann zuletzt gelingt!

 

Das Interview führte Emma Rahe

 

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